Animation 02Textfeld: Überschrift

Auf der Tauschbörse in Herborn konnte ich 2011 verschiedene Stufen von Calcitzwillingen tauschen. Die Stufen sind nach dem selteneren Zwillingsgesetz {01.2} orientiert verwachsen.

Die kristallografische Interpretation solcher Zwillinge mit Kristall2000 und ein Arbeitsablauf mit Kristall2000 dazu werden nachfolgend gezeigt.

Gefunden wurden die Zwillinge 2010 in einem Steinbruch bei Avesnes-sur-Helpe in Nord Frankreich.

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Bei der Arbeit mit Kristall2000 ist es für den Hobbykristallographen durchaus sinnvoll, den umgekehrten Weg der Wissenschaft zu gehen - soll heißen: ausgehend vom Idealkristall sich schrittweise dem Realkristall anzunähern.

Calcit(1)

Idealkristall in Regelaufstellung mit einer Form - dem positiven Skalenoeder {21.4}130

 

Kristallklasse: D3d oder -3m

Kristallelemente:

a0 ; c0  =  4.99 ; 17.06 Å

Textfeld: 1. Schritt: Den idealen Einzelkristall festlegen.
Textfeld: 2. Schritt: Die Zwillingsebene einfügen.

Bild 02: Das negative Rhomboeder {01.2}999 mit dem rot markierten

Zwillingselement (01.2).

Nun wird in Kristall2000 die Kombination mit der Zwillingsebene (01.2) kopiert. Damit stehen zwei identische Individuen in der Körperliste.

Einen dieser Körper an der Zwillingsebene (01.2) gespiegelt, ergibt die Zwillingsstellung der Individuen wie in Bild 04 zu sehen.

Im Bild 05 ist die Vereinigung der beiden Individuen als idealer Zwilling nach dem Zwillingsgesetz {01.2}dargestellt.

Bild 03: Die Kombination aus dem Skalenoeder {21.4} und dem verzerrten Rhomboeder mit der Zwillingsebene (01.2).

Das Zwillingsgesetz {01.2} entspricht, als Kristallform betrachtet, in der Kristallklasse -3m dem negativen Rhomboeder mit sechs Flächen. Diese sechs Flächen können als Zwillingselemente betrachtet werden.

In Kristall2000 wird das Rhomboeder in die Formenliste eingefügt und so verzerrt, dass nur die gewünschte Fläche in der Kombination mit dem Skalenoeder sichtbar bleibt (Bild 03).

Hier im Beispiel wurde die Form {01.2}999 eingefügt und danach die Fläche (01.2)0 verzerrt. Diese Fläche entspricht der Zwillingsebene.

Bild 07: Der ideale Zwilling wird verzerrt.

Für die weitere Betrachtung wird der ideale Zwilling so aufgestellt, dass die Zwillingsebene rechtwinklig auf der Bildebene (Bildschirm) steht und die Pole der Skalenoeder nach oben zeigen.

Bild 06: Die Aufstellung wird geändert

Zeichnung 01Zeichnung 02Textfeld: 3. Schritt: Den idealen Zwilling aufstellen.

Bild 04: Die Kombination, wie in Bild 03 zu sehen, kopiert und ein Individuum an der

Zwillingsebene (01.2)
gespiegelt
.

Bild 05: Die beiden Individuen vereinigt zum idealen Zwilling nach {01.2}.

Zeichnung 04Zeichnung 05Zeichnung 03Textfeld: 4. Schritt: Den idealen dem realen Zwilling annähern.

Das animierte Bild 07 zeigt die Interpretation einer Annäherung vom idealen zum realen Zwilling. Je Individuum werden zwei Flächen schrittweise so weit verzerrt, bis diese an den Skalenoedern nicht mehr ausgebildet sind.

Calcit 01

Bild 01

Fazit:

Die Fotos zeigen Berührungszwillinge aus verzerrten Skalenoedern {21.4}, die nach dem Zwillingsgesetz {01.2} orientiert verwachsen sind.

 

Nach der gleichen Gesetzmäßigkeit können sogenannte offene und geschlossene Zwillingsformen auftreten - worauf die Animation in Bild 07 auch hinweist.

Calcit 03

Calcitzwilling nach {01.2} - 32 mm hoch

Bild 09: offener Calcitzwilling - 63 mm hoch

Bild 08: geschlossener Calcitzwilling - 34 mm hoch

Calcit 02

(1) Ramdohr,P. & Strunz,H.(Nachdruck 1980): Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Enke Stuttgart, 566ff.

Siehe hierzu auch die Seite: Grundlagen für Kristall2000 >> Kristallelemente.

Animation 01Textfeld: Fotos, Zeichnungen und Sammlung von Klaus Schilling